Prof. Dr. Kristina Sinemus, die einen roten Blazer trägt, in ihrem Homeoffice

Prof. Dr. Kristina Sinemus über die rasante Entwicklung von KI

Im März haben namhafte KI-Expertinnen und -Experten einen Aufruf unterzeichnet, die Entwicklung von Künstlicher Intelligenz (KI) zeitweise zu pausieren. Der offene Brief der Organisation Future of Life kann als eine Reaktion auf die Veröffentlichung der KI-Software Chat-GPT durch das Unternehmen OpenAI verstanden werden. Mit Chat-GPT konnten seit November 2022 alle Bürgerinnen und Bürger ohne Hürde mit einer KI kommunizieren, Informationen austauschen oder kreativ werden.

Der offene Brief war ein bemerkenswerter Zwischenruf, der zu Recht vielfältige Reaktionen hervorrief. Unabhängig davon, ob man diesen Aufruf für richtig oder falsch hält – KI-Expertinnen und -Experten sind sich hier alles andere als einig –, weist die Initiative auf die besonderen und enormen Herausforderungen hin, denen wir durch die Entwicklung der Schlüsseltechnologie KI begegnen. Den vielen Chancen von KI-Systemen, wie eine verbesserte Diagnose von Krankheiten oder eine effizientere Nutzung von Maschinen, stehen Gefahren der Intransparenz und eines möglichen Missbrauchs gegenüber. Kritisch erörtert wird dies etwa bei einer möglichen Diskriminierung durch fehlgesetzte Algorithmen oder dem Einsatz von KI zur unrechtmäßigen Überwachung.

Diesen Herausforderungen und einer verantwortungsvollen Nutzung von KI widmet sich die Hessische Landesregierung bereits seit einiger Zeit. Mit Gründung des Bereichs für Digitale Strategie und Entwicklung im Jahr 2019 hat sie das Thema KI als eines ihrer Schwerpunkte definiert. So haben wir im April 2022 mit unserer KI-Zukunftsagenda strategische Ziele und Maßnahmen zur Förderung und Entwicklung von „KI made in Hessen“ veröffentlicht. In einer Vielzahl von Leuchtturmprojekten, beispielhaft seien genannt das Hessische Zentrum für Künstliche Intelligenz, hessian.AI, das KI-Innovationslabor, das Förderprogramm Distr@l, die AI Quality & Testing Hub GmbH und das Zentrum verantwortungsbewusste Digitalisierung (ZEVEDI), erforschen und entwickeln wir KI mit Verantwortung für die Menschen und geben Antworten auf wichtige Fragen der digitalen Transformation unserer Gesellschaft. Wir nutzen die Möglichkeiten des Einsatzes von KI in der Verwaltung zur Verbesserung von Dienstleistungen für Bürgerinnen und Bürger oder einer optimierten Aufgabenerfüllung.

Im Rahmen von drei Innovationsfeldern haben wir zudem Bereiche aufgegriffen, die sich hervorragend für den Einsatz von KI eignen und in denen Hessen besonders stark ist: Gesundheit, Finanzen und Mobilität. In diesen Feldern erleben die Menschen den Nutzen von KI unmittelbar. Beispielsweise hilft KI bei der Auswertung von MRT-Bildern, der Entwicklung von Arzneien und der Versorgung von Patientinnen und Patienten. Um das Innovationsfeld gezielt zu stärken, haben wir eine Zusammenarbeit zwischen dem Forschungscampus Mittelhessen und dem Kompetenzzentrum für Telemedizin und E-Health Hessen (KTE Hessen) angestoßen. Dieses Projekt unterstützt Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler bei der Durchführung von Pilotvorhaben in der Praxis.

Auch die Bemühungen in Europa, KI auf Grundlage europäischer Werte zu regulieren, können als Teil der Antwort auf den oben genannten Aufruf der KI-Expertinnen und Experten verstanden werden. Die Verhandlungen in Brüssel zum sogenannten AI-Act werden wir aus Hessen weiterhin eng verfolgen, denn innovationsfeindliche Überregulierung ist nicht zielführend. Wir werden auch hierbei unserem hessischen Anspruch folgen, verantwortungsbewusste KI zum Wohle der Menschen mit Innovation und Verantwortung zu gestalten.